Valpolicella

Valpolicella: beim Klang dieses Namens denkt man unweigerlich sofort an den Recioto und den Amarone, die als einzige Weine der Antike zweitausend Jahre mühevoller Veränderungen zu überleben wussten.
Während die Weinsorten Màssico und Falerno verschwanden, konnte die Zeit den Weinen der Valpolicella nichts anhaben: Man denke nur an den Retico, höchste Wonne des Kaisers Augustus, den Rosso Austero, „ein vortrefflicher Wein Italiens“ (Paris 1845), und den Amarone (Inspiration für A. Lucchese – Nóvare 1936).

Vom Frühjahr, wenn das Grün der Weinreben an den Hängen und in der Talsohle der Valpolicella das Auge besticht, bis September, wenn das Violettrot der Trauben überwiegt, reift Mutter Traube mühsam heran und verfeinert sich selbst, bis sie uns nach dreimonatiger Ruhezeit ihren köstlichen Nektar schenkt. Es wäre schwer, an dieser Stelle all die Schönheiten mit Worten zu beschreiben. Überzeugender ist ein Besuch vor Ort, sich bezaubern lassen von einer Landschaft und ihrer Tradition, die den vortrefflichen Saft in den rubinrot gefärbten Kelchen noch wertvoller macht. Es ist eine wirklich eindrucksvolle Gegend.

Kelchen noch wertvoller macht. Es ist eine wirklich eindrucksvolle Gegend. Aber die Valpolicella lebt nicht nur vom Wein, der statistisch gesehen nur einen kleinen Teil des natürlichen, historischen, künstlerischen und wirtschaftlichen Reichtums der Gegend ausmacht. Hier, in dem 240 km großen Gebiet der Grafschaft und des venetischen Vikariats, gaben Mensch und Natur in folgenden Bereichen ihr Bestes:

Wunder der Natur und der Archäologie: Ponte di Veja, die größte Naturbrücke der Welt, die Wasserfälle von Molina, die Klause von Ceraìno, die mittelalterlichen Höhlen von Prun und das sechs Meter lange Haifossil im Museum von S. Anna. Vorgeschichtliche Zeugnisse: die Grotte von Fumane (der „Schamane“ von vor 34.000 Jahren) und Castellier delle Guàite (die ältesten Bastionen Europas – stolze 3.600 Jahre alt). Romanische Monumente: der Dorfturm von Negrar, die Pfarrkirchen von San Giorgio und San Floriano sowie ein Dutzend kleinerer Kirchen.

Etwa hundert venetische Villen, Meisterwerke von Palladio, Sammicheli, Cristofoli usw., die durch ihre mit Fresken bemalten Säle bestechen. Hier nur eine kleine Auswahl: San Dionigi (Parona), Verità-Serego Alighieri und Turco Zamboni (Arbizzano), Mosconi-Bertani (Nóvare), Rizzardi mit dem Garten von Pojega (Negrar), Santa Sofia (Pedemonte), Saibante Monga und Pullè-Galtarossa (S. Pietro), Porta-Rizzini (Marano), Buri-Avanzi (Bure), Della Torre (Fumane), Nichesola (Ponton), Del Bene (Volargne) und Da Sacco (Pescantina).

Zwischen den Wundern der Natur und der Kunst produziert die fleißige Arbeit der Bauern weitere Köstlichkeiten: Man denke nur an die duftenden Pfirsiche, die im Etschland wachsen, die zuckersüßen Kirschen der Hügel, Oliven von delikatem Saft, herrlich schmeckende Äpfel und Kastanienbäume auf der Hochebene. Nicht weniger interessant sind die kleinen Industrie- und Handwerksbetriebe, die mit Kraft und Geschick in dem Marmorgebiet von S. Ambrogio-Dolcé und den Industriegebieten der Gegend kunstvolle Manufakturen und vielseitig einsetzbare Maschinen herstellen.

Nicht zu vergessen auch die hiesige Gastronomie, erlesen und raffiniert zugleich. Traditionelle Gerichte werden sowohl in alten Osterie (Ausschank), als auch in Trattorie (Gaststätten) und Restaurants serviert: z.B. Paparèle col brodo tajà con figadini (Brühe mit Leberstückchen), Tri Lessi con pearà (Kochfleisch), Pasta e fasoi (Nudeln mit Bohnen), Polenta e agnello in umido (Lammgulasch mit Polenta), köstliche Wurstsorten (Salumi), duftender Bergkäse (Formaggi di monte) und zum Abschluss einen Nachtisch nach überliefertem Rezept, die rustikal schmeckende Pissòta (verschiedene Sorten), Pastafròla (Blätterteigstückchen), Sbrisolóna (trockener Mandelkuchen), Torta Margarita, Nadalini und Brasadèle zu Ostern – umrahmt wird das ganze von den Weinsorten Recioto und Amarone, die für die richtige Heiterkeit sorgen. Das ist die Valpolicella: ein unermüdlicher Ort voller abwechslungsreicher Verlockungen.

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